Workation – arbeiten wo andere Urlaub machen

by ML-Redaktion

Nach der Corona-Pandemie werden deutlich mehr Menschen mobil arbeiten können als zuvor. Auf diesen Trend reagieren Städte am Mittelmeer wie Barcelona oder auch Hotels mit besonderen Workation-Angeboten. Was hat es damit auf sich?

Workation-Trend auch nach Corona

Um die nötige Infrastruktur, schnelles Netz und mehr Ruhe als im Café zu garantieren, entstehen an vielen Orten Coworking Spaces als Gemeinschaftsbüros mit wechselnden Kollegen.

Tourismusforscher Harald Pechlaner von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt glaubt, dass uns der Trend zur Workation auch nach der Pandemie erhalten bleibt und sogar einen Entwicklungsschub erleben könnte. Schon jetzt würden sich klassische Ferienregionen wie die Kanaren damit ein neues Segment aufbauen.

«Aber auch Messe- und Tagungs-Destinationen, Städte wie Nürnberg, wo der Tagungstourismus praktisch zusammengebrochen ist, können davon profitieren», sagt Pechlaner, der das Zentrum für Entrepreneurship an der Universität im Altmühltal leitet. Er schätzt, dass vor allem Städtetouren künftig öfter mit einem Arbeitsaufenthalt kombiniert und verlängert werden.

War mobiles Arbeiten bis Anfang 2020 eher die Ausnahme. Künftig wird laut einer repräsentativen Studie des Digitalverbands Bitkom in Zukunft mehr als jeder Dritte den Arbeitsort flexibel wählen können.

Das Konzept der so genannten Workation nicht neu. Schon seit vielen Jahren sieht man in Cafés auf Bali oder auf den Kanaren nicht nur Touristen, sondern auch arbeitende Reisende an ihren Laptops sitzen. Diese Gruppe wurde vormals als digitale Nomaden bezeichnet. Nach Freelancern sind es nun auch immer mehr Festangestellte, welche die Möglichkeiten zum mobilen Arbeiten nutzen.

Arbeitgeber lockern die Homoffice-Regeln

Homeoffice aus dem Ausland ist nichts Neues. Sogenannte digitale Nomaden haben schon vor Jahren Ihr Homeoffice wahlweise nach Südafrika, Brasilien, Bulgarien, Dänemark oder auf die Kanaren verlegt. Viele Menschen sind seit Monaten coronabedingt im Homeoffice. Das möchten sie auch in Zukunft zumindest tage- oder wochenweise beibehalten.

Dorf für digitale Nomaden auf Madeira

Auch Madeira will neben klassischen Touristen langzeiturlaubende Mobilarbeiter ansprechen. Zusammen mit der Initiative Startup Madeira engagiert sich der Portugiese Gonçalo Hall für den Aufbau der größten europäischen digitalen Nomadengemeinschaft in dem malerisch gelegenen Dorf Ponta do Sol.

«Wir bieten nicht nur kostenfreien Internetzugang im gesamten Ort, sondern auch direkten Meerzugang», sagt Hall, der als selbstständiger Berater für mobiles Arbeiten tätig ist. Fast 5000 Interessenten aus über 90 Ländern hätten sich bereits auf der Plattform für das Programm des Nomad Village registriert. 75 Telearbeiter seien zum Auftakt im Februar für mindestens vier Wochen zur Workation nach Ponta do Sol gekommen.

Prägen sonst vor allem sonnenhungrige Rentner das Bild der Kanaren im Winter, so haben nach deren Ausbleiben im Coronajahr 2020 die dortigen Hotels die Telearbeiter als neue Klientel entdeckt. Und locken etwa mit Selbstversorger-Apartment samt Küchenzeile und schnellem WLAN.

Workation- Arbeiten am Meer
So könnte ein Workation-Arbeitsplatz aussehen. Foto: AdrienBe/Pixabay

Workation – Arbeitende Eltern als neue Zielgruppe im Fokus

Corona und die moderne Technik machen es möglich. Viele Unternehmen erlauben Ihren Mitarbeitern mehrere Wochen im Ausland zu arbeiten. Dies erfreut sich steigender Beliebtheit, insbesondere bei der jüngeren Generation. Nicht nur für Singles auch für junge Familien mit Kindern stellt Workation eine interessante Option dar. Somit könnte das Anbieten dieser Variante nach und nach zu einem „must have“ für attraktive Arbeitgeber werden.

Auch die Tourismusbranche arbeitet tatkräftig an entsprechenden Angeboten, denn hier eröffnet sich ein neuer Markt für viele Tourismusunternehmen. So werben beispielsweise spanische All-inclusive-Anbieter wie die Hotelkette HD, um reisende und arbeitende Familien. In den HD-Sommercamps auf Teneriffa und Gran Canaria können Kinder mit der Ferienanimation im Pool planschen. Währenddessen gehen die Eltern in Ruhe ihrer Arbeit nach.

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© Kathrin Lucia Meyer, dpa

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