Segeln im Mittelmeer. Den Anker in einsamen Buchten werfen, im türkisblauen Meer schwimmen und schnorcheln und auf dem Wasser dahingleiten. Segeln oder ein Motoryacht-Törn bieten so viel Freiheit, Unabhängigkeit und Nähe zur Natur, wie kaum eine andere Art von Urlaub. Mit diesen Tipps kommen auch Einsteiger gut ans Ziel.
Neben der Auswahl des Reviers gibt es eine ganze Reihe von Kriterien, die bei der Planung eines Urlaubes auf dem Meer wichtig sind und in die Planung einbezogen werden müssen. Außerdem muss die aktuelle Corona-Lage im Ziel-Revier berücksichtigt werden.
Das Team der Würzburger Charteragentur Master Yachting beantwortet Einsteigern die wichtigsten Fragen zum Segeln.
Segeln – Wohin soll die Reise gehen?
Das Segelrevier muss vor allem nach der Saison, dem Schwierigkeitsgrad und der Infrastruktur ausgewählt werden. Die Karibik in der Hurrikan-Saison zu buchen, ist keine gute Idee. Atlantik und Nordsee eignen sich wenig für den Chartereinstieg. Denn die Gezeiten und die komplexen Wind- und Wettersituationen machen diese Reviere recht anspruchsvoll.
Für diejenigen, die als Skipper gerade erst Erfahrung sammeln, bietet sich Kroatien an. Das Revier verfügt außerdem über eine ausgezeichnete Infrastruktur, ideal für entspannte Tagestörns. Geeignet für Einsteiger ist auch das Ionische Meer, wo im Sommer die Wind- und Wetterverhältnisse gut einschätzbar sind. Naturliebhaber, die auf der Suche nach einsamen Buchten sind, um dort den Anker zu werfen, müssen nicht gleich klassische Fernreiseziele wie die Seychellen ansteuern. Peleponnes, Korsika, Nordsardinien, die Türkei und die Balearen bieten karibisches Segelfeeling.
„Corona beeinflusst die Wahl des Reviers natürlich zusätzlich“, sagt Larin Heero, CEO von Master Yachting. „Unsere Kunden möchten mit dem eigenen Auto zum Ablege-Hafen fahren, und die Crewgröße hat sich ein wenig verändert. Der Anteil der Crews mit über fünf Personen verzeichnet einen leichten Rückgang und gleichzeitig hat der Anteil der klassischen Durchschnittsfamiliengröße mit vier Personen zugenommen.“
Welche Mittelmeer-Reiseziele sind bei Segel-Liebhaber besonders beliebt?
Italien
Neben der Amalfiküste ist das goldene Mittelmeerviereck von St. Tropez bis Portofino, hinunter nach Sizilien und wieder hinauf, das beliebtes Reiseziel der Seemänner und -frauen. Die mehr als 7600 Kilometer Küste sind ideal für das Segeln im Sommer, Sardinien und Korsika eingeschlossen.
Griechenland
Das azurblaue Wasser und die erstaunliche Anzahl von mehr als 3000 Inseln mit vielen abgelegenen Anlegeplätzen machen Griechenland zu einem nautischen Paradies. Mit einer rund 14.000 Kilometer langen Küste ist Griechenland das ideale Ziel für ein abwechslungsreiches Segelabenteuer. Selbst von den griechischen Küsten aus können historische Tempel, Statuen und Überreste antiker Siedlungen entdeckt werden.
Die Bucht Balos auf Kreta war vor vielen Jahren Urlaubsziel von Prinz Charles und Prinzessin Diana, die mit ihrer privaten Yacht anreisten. An einigen Stellen schimmert der Strand durch die zerkleinerten Muscheln und Korallen in leuchtendem Pink. Das türkisfarbene Wasser schlängelt sich durch die Sandbänke. Durch den flachen Einstieg ist dieser Ort auch perfekt geeignet für einen Familienurlaub.
Kroatien
Die kroatische Adriaküste gilt mit knapp 6000 Kilometer Küste und über 1000 Inseln weltweit als ein außergewöhnliches Segelrevier. Sie verfügt über ein exzellentes Marina-Netz, unzählige Inseln und Buchten. Die gut einschätzbaren Wind- und Wetterverhältnisse im Sommer machen Kroatien auch zum idealen Revier für Einsteiger und Familien.
Seit 1. Januar 2023 kann man in Kroatien übrigens mit dem Euro bezahlen.
Marokko
Zu einem der schönsten mediterranen Küstenabschnitten Marokkos gehört Tamuda Bay. Die Tamuda Bucht mit atemberaubender Landschaft liegt nahe Tétouan an der Mittelmeerküste. Hier scheint den ganzen Tag die Sonne und das Wasser ist so klar, dass man den Meeresgrund sehen kann. Bestens geeignet, um Schnorcheln oder Tauchen zu gehen.
Wo sind die Klima- und Windverhältnisse im Frühjahr ideal?
Als Geheimtipp für das Segeln in der Frühsaison gilt Mallorca, die Monate April und Mai sind bestens für einen Urlaub auf See geeignet. Das Meer ist um diese Jahreszeit für viele noch zu kalt zum Baden, aber tagsüber klettern die Temperaturen im April und Mai schon auf 25°C.
Besonders reizvoll sind die vielen Gesichter Mallorcas: einsame Buchten, schroffe Felsformationen und herrliche Sandstrände, authentische Fischerdörfer, schicke Marinas, schöne Stadthäfen und unzählige Ankerplätze.
Ein Törn um die Insel, das sind ungefähr 160 Seemeilen, ist in einer Woche machbar und bietet genügend Zeit für schöne Ankerplätze in unberührter Natur oder den Besuch malerischer Hafenstädte wie Port Sóller und Landausflüge. Für diejenigen, die beim Segeln die Abwechslung lieben, zählt der Törn mit zum Besten, was das Mittelmeer bietet.
Spätestens ab Ende April sind auch die Adria und Griechenland geeignete Segelreviere, wenn man den Schwerpunkt nicht unbedingt auf ausgiebige Badeaufenthalte legt. In Griechenland sind der Saronische Golf in der Nähe von Athen oder das Ionische Meer von Korfu bis Lefkas populäre Reviere.

Welches Boot ist das richtige?
Sobald das Revier feststeht, geht es an die Beantwortung der wichtigsten Frage: Welches Boot eignet sich für den Urlaub? Es ist ratsam, sich das Revier und die dort herrschenden Wetter- und Windbedingungen anzusehen „Zudem spielt das Bootsalter eine Rolle. Ältere Boote sind meist preiswerter zu haben. Aber man muss wissen, welche Boote trotz ihres Alters gut in Schuss sind.“, erklärt Larin Heero.
Master Yachting stimmt das Boot und die Ausstattung auf die Bedürfnisse des geplanten Urlaubes ab. Wer einen badelastigen Bootsurlaub machen möchte, für den ist der Katamaran eine gute Wahl. Für sportlich ambitionierte Segler ist eine Einrumpfyacht besser geeignet. Grundsätzlich empfiehlt Master Yachting für einen Törn mit vier Personen ein Boot mit 38 bis 42 Fuß (11,5 bis 12,5 Meter) Länge. Bei der Größe ist auch der Bordfrieden gesichert, den jeder hat Platz, sich auch einmal zurückzuziehen.
Und schließlich muss die Segelerfahrung in den Auswahlprozess des Bootes einbezogen werden. Wer viele Seemeilen gesegelt hat, dem empfiehlt der Experte den Performance Cruiser. Für Segler mit weniger Erfahrung eignet sich eher eine Yacht, die auch mal einen Fehler verzeiht. Wichtig: bei Hafenmanövern tut man sich mit einem kompakten Boot leichter.
Kann man auch ohne Schein Segeln?
Wer etwas unsicher ist, oder nicht über einen entsprechenden Segelschein verfügt, für den besteht die Möglichkeit, den Skipper zusammen mit dem Boot zu chartern. Das Rundum-Sorglos-Paket hat natürlich seinen Preis. Ein Skipper kostet pro Tag zwischen € 120 und € 200. Manche frischgebackenen Scheininhaber nehmen den Skipper auch nur die ersten Tage mit an Bord, bis sich die Crew sicher fühlt und übernimmt.

Foto: Pixabay / Michael Schwarzenberger
Wie lange soll man ein Boot oder eine Yacht chartern?
Der Urlaub zur See hat in den letzten Jahren und besonders auch durch Covid-19, ein neues Wachstum erfahren. Urlauber suchen mehr denn je nach Entspannung in der Natur, gepaart mit Freiheit und Individualität. Wer zum ersten Mal ein Boot chartert, sollte mit einer Woche beginnen, um zu sehen, wie ihm der Urlaub auf See gefällt.
Was kostet ein Bootsurlaub?
Fälschlicherweise herrscht oftmals die Meinung, dass ein Bootsurlaub exklusiv und damit gleichzeitig auch teuer ist. Die Preise hängen selbstverständlich vom Reiseziel und dem Saisonzeitpunkt ab. Die Preise sind beispielsweise im April und Mai, also vor dem Saisonstart, günstiger.
Eine neuwertige Segelyacht mit drei Kabinen ist in einem Mittelmeer-Revier in der Frühsaison schon ab 1150 Euro, ein Katamaran für circa 2000 Euro zu chartern. Für nautisch gänzlich Unerfahrene bietet sich ein Skipper an, der zwischen 1200 und 1400 Euro in der Woche kostet. Er verfügt über Ortskenntnisse und kann so das Reiseerlebnis durch Tipps und Insider-Wissen noch interessanter gestalten.
Was muss fürs Segeln in die Reisetasche?
Die Vorbereitungen für einen Bootsurlaub beginnen bereits mit der richtigen Auswahl des Gepäckstückes. Ein Koffer kommt nicht in Frage. Seesack oder Rucksack – beides lässt sich platzsparend an Bord zusammenfalten. Dokumente wie Reisepass, falls nötig Visum, eine Auslandskrankenversicherung, Impfpass, Führerschein, Segelschein und Seemeilenbuch sollen zuerst auf der Liste stehen. Auch Kopien der wichtigsten Ausweise sind wichtig.
Die Kleidung richtet sich nach den zu erwartenden Wetterverhältnissen. Wichtig ist alles, was als Sonnenschutz geeignet ist. Bootsschuhe, Segelhandschuhe und Badezeug dürfen nie fehlen. Bei Sonnencreme, Duschgel, Seife und Waschmittel sollte die Crew am besten biologisch abbaubare Familienpackungen mit auf die Reise nehmen.
Nicht zu vergessen: der Mückenschutz. Stirn- oder Taschenlampe, ein Taschenmesser, Kamera mit ausreichend Speicherkarten und Akkus sowie Smartphone müssen mit. Zudem empfiehlt sich ein kleiner Rucksack für Landgänge.
Wie kann man sich beim Segeln vor der Seekrankheit schützen?
Prinzipiell kann jeder seekrank werden – auch ein richtiger Seebär, der sein ganzes Leben schon zur See fährt. Die Seekrankheit gehört zu den Reisekrankheiten bei denen widersprüchliche Informationen vom Gehirn nicht richtig eingeordnet werden können. Die sichtbare Umgebung, zum Beispiel die Planken eines Bootes, erscheint gerade. Allerdings nimmt das Gleichgewichtsorgan wahr, dass der Körper dauernd in Bewegung ist. Der Mensch reagiert mit Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit und im schlimmsten Fall mit Erbrechen.
Man sollte bei den ersten Anzeichen an Deck gehen und den Blick auf den Horizont richten. Somit hilft die Ausrichtung der Augen, optische Eindrücke und gefühlte Schwankungen wieder in Einklang zu bringen. Auch schlafen hilft, denn der Gleichgewichtssinn ist im Schlaf weitgehend deaktiviert. Auch ein leerer Magen ist bei Seekrankheit nicht hilfreich, leichte Speisen werden empfohlen.
Und dann gibt es noch diverse erprobte Medikamente. Es empfiehlt sich, sich von einem Arzt beraten zu lassen und prophylaktisch das Medikament mitzunehmen und rechtzeitig vor Reiseantritt einzunehmen. Zumeist gibt sich die Seekrankheit nach ein bis zwei Tagen.
Was gehört in die Reiseapotheke?
Wer auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten angewiesen ist, sollte diese in ausreichender Menge mit auf die Reise nehmen. Ein Medikament gegen Durchfall, Kopfschmerzen, Fieber, Mückenschutz, Desinfektionsmittel, Pflaster und Verband sowie ein Mittel gegen Sonnenbrand darf in der Reiseapotheke nicht fehlen. Am besten ist auch hier ein Gespräch mit dem Hausarzt.
Wenn alle diese Punkte beachtet werden, steht dem Segeln im Mittelmeer nichts mehr im Weg. „Allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“!
Quelle: Master Yachting, Boataround