Prokrastination- Aufschieben, aber richtig

by ML-Redaktion

Aufschieben auf Neudeutsch Prokrastination gilt allenthalben als etwas Negatives. Zeitmanagementgurus, die diversen Internetquellen überschlagen sich geradezu im Verteufeln des Aufschiebens und in der Anbetung des Götzen „Produktivität“. Das ist eine ziemlich einseitige und verbissene Sichtweise. Jeder schiebt irgendwann irgendetwas auf. Das kann falsch, in manchen Fällen aber auch richtig sein. Es ist die Dosis die das Gift ausmacht. Ein gewisses Maß an Gelassenheit, und dem richtigen Umgang mit diesem Verhalten reduziert den Stress erheblich.

Bevor wir uns der Prokrastonastion an sich zuwenden, sollten wir erst einmal die Menschen die Menschen ansehen die dieser Angewohnheit fröhnen, denn Prokrastonation ist eine Gewohnheit und kein Schicksal.

Es gibt 5 Typen von Aufschiebern

Der Bequeme

Plan bzw. Vorsatz hin oder her, jetzt hat er gerade keine Lust. Es gibt immer einen Grund die Aufgabe nicht zu erledigen. Ohne Zwang geht gar nichts. Prokrastination ist Teil seiner Bequemlichkeit.

Der Last Minute Mensch

Alles auf den letzten Drücker. Prokrastination ist sozusagen seine Energiequelle. Er braucht den Stress und den Kick. Das Motto lautet „ unter Druck bin ich besonders gut“. Auch er braucht den Zwang.

Der Verplante

Er ist ein Chaot und nicht in der Lage voraus zu denken und strukturiert zu handeln. Sein Handeln ist durch einen gravierenden Mangel an Struktur, Planung und Disziplin geprägt. Wer sich auf ihn verlässt der ist verlassen. Hier liegt die Ursache für Prokrastination in der mangelnden Selbstorganisation.

Der Ängstliche

Er fürchtet sich vor dem Versagen genauso wie vor dem Erfolg. Damit er vor sich und den anderen das Gesicht wahren kann, hat er die Ausrede zur Kunstform gekürt. Er ist der Meister der Ausreden. Immer gibt es triftige Gründe warum er sich der Aufgabe nicht widmen kann. Prokarstination dient hier als Flucht vor den Angstszenarien.

Der Smarte

Er verfügt über ein gutes Zeitmanagement und setzt im Gegensatz zu den anderen Typen klare Prioritäten. Das gestattet ihm sich den wechselnden Gegebenheiten des Lebens anzupassen. Er hat zwar eine gute Planung kann aber zwischen den „Muss sein“-Aufgaben und den „Nicht so wichtig“-Aufgaben unterscheiden. Dieser Ansatz ist die Oberliga. Die gute Nachricht das ist erlernbar.

Prokrastination, richtig anwenden

So weit zu den verschiedenen Typen die im wirklichen Leben, auch in Mischformen anzutreffen sind. Versuchen wir uns nun im nächsten Schritt mal an einem kleinen Sakrileg. Prokrastination ist keineswegs immer schlecht, es gibt zuweilen auch gute Gründe für das Aufschieben, und Produktivität um der Produktivität willen ist auch nicht immer erstrebenswert.

Ein voller Terminkalender und viele Häkchen auf einer To Do-Liste sind kein Beweis für ein glückliches oder erfülltes Leben. Nicht jedes Aufschieben istrichtig oder zielführend. Im wahren Leben gibt es jedoch viele Dinge die sich im Laufe der Zeit von selbst erledigen. Es ist daher sinnvoll nach „wichtig“ und „dringlich“ zu unterscheiden. Hierzu mal eine ganz andere Definition:

Wichtig ist etwas, wenn es wichtig für Sie (!) und nicht für andere ist. Das sind Aktivitäten die Ihnen und Ihrem Leben einen Mehrwert bringen, bzw. die zur Erreichung Ihrer Ziele notwendig sind. Das bedeutet Sie fokussieren darauf, die für Sie die richtigen Dinge zu tun.Perfektion ist dabei nicht ausschlaggebend, die richtige Richtung zählt.

Dringlich ist meist etwas das andere von Ihnen wollen. Hier geht es vornehmlich darum, die Dinge die für andere wichtig sind richtig zu tun.

In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns täglich. Es gibt kein Patentrezept wie Sie die optimale Balance zwischen den beiden finden. Und um die geht es nämlich, jedoch gibt es eine gute Faustformel die häufig zutrifft:

Erledige so weit möglich erst das Wichtige, dann das Dringliche.

Im Alltag heißt das, dass Sie so weit möglich vormittags zuerst die wichtigen Aufgaben erledigen. Legen Sie 1 bis 3 wichtige Aufgaben pro Tag fest. Denen widmen Sie sich zuerst. Dann kommen die e-Mails und sonstigen Aktivitäten. Das Leben ist eine sehr dynamische Angelegenheit, da geht es nicht so starr zu wie in den Zeit- und Selbstmanagement-Handbüchern.

Wenn Sie morgens einen Termin bei Ihrem Chef haben, oder auf ein Meeting müssen, wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben als Kompromisse zu machen. Anderes Beispiel: Sie wollen mit dem Auto einen Ausflug machen, bemerken jedoch einen Defekt an den Bremsen. Also werden Sie sich ungeachtet Ihres Plans oder Termins wohl oder übel zur Werkstatt begeben müssen.

Sie sind auch nicht immer gleich gut in Form, manchmal geht eben nicht so viel an einem Tag. Das ist auch nicht tragisch, was zählt ist die große Linie. Das ist die Woche, der Monat, das Jahr. Wichtiges sollten Sie so wenig wie möglich verschieben. Bei den Prioritäten anderer lohnt sich eine kritische Betrachtung. Hier ist durchaus die Frage angebracht wann was wirklich erledigt sein muss und ob Sie es überhaupt erledigen müssen.

Richtig angewandt ist Prokrastination ist ein legitimes und sinnvolles Instrument des Selbstmanagements, jedoch kein Freibrief für Faulheit und Schludrigkeit. Unerledigte Dinge und vor allem wichtige unerledigte Dinge stressen enorm. Erledigtes kann Sie nicht mehr stressen. Eine aufgeblähte ToDo-Liste und das sture und verbissene Abarbeiten von Aktivitäten sind per se auch keine Lösung. In der Balance liegt die Kunst.

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