Meerlady sitzt entspannt auf der Couch und blättert in einem Kundenmagazin, das ihr Mann kürzlich aus einem Drogeriemarkt mitgebracht hat. Frauen verweilen jeden Tag 25 Minuten länge im Bad als Männer, vermeldet das Magazin und verweist auf verschiedene Befragungen.
Im Gegensatz dazu erlebt Meerlady täglich etwas ganz anderes mit ihrem mediterranen Mann, der großen Wert auf Gepflegt sein legt. Ihn haben die Marktforscher jedoch nicht befragt. Dann wäre das Ergebnis ganz anders ausgefallen.
Ihr Blick fällt auf die Tür des gemeinsamen Badezimmers, das geputzt werden muss. Was steht da nicht alles auf dem Wannenrand. Flaschen voller Pflegedusche, Aromadusche und Wirkdusche. Was die Wirkdusche bewirken soll, wird auf der Flasche angekündigt: Goodby Stress.
Dann stehen im Bad ja auch noch die Shampoo-Flaschen. Beim Lesen der Etiketten macht sie eine kleine Weltreise: sibirische Aroniabeeren sind da ebenso verwirkt wie Schweitzer Kräuter und einheimische Brennnessel. Ganz hinten steht die Flasche mit dem Lavendel aus der Provence. Ein Shampoo hellt angeblich das Haar auf, ein anderes schützt vor grauen Haaren. Und das Dritte? Dessen Wirkung hat sie vergessen.
Will Meerlady das Bad putzen, muss sie all diese Flaschen umständlich hin und herräumen. Ihr Puls geht schneller, auf ihrer Stirn glänzen die ersten Schweißperlen. Sie putzt nicht gern. Vielleicht habe ich heute Morgen einfach nur zu wenig Wirkdusche aufgetragen, denkt sie. Denn bei ihr bleibt die erhoffte Anti-Stress-Wirkung aus.
Ach ja, die Parfümflaschen ihres Mannes. Darunter finden sich dynamisch-sportlich Duftnoten mit belebend frischer Wirkung ebenso wie stilvoll-elegante Düfte mit herben Aromen würziger Hölzer. Auf blumige Düfte steht er nicht.
Für jede Gelegenheit hat Meerladys Mann das passende Parfüm. Eines für den Morgen, also früher für das Büro, jetzt Homeoffice, eines für den Abend und eines für das Wochenende. Auf dem Urlaubs- und dem Ausgehduft liegt inzwischen eine Staubschicht.
Nur gut, dass die zahlreichen Parfümflaschen im Badschrank stehen.
Kein Wunder, dass er jeden Tag fast 30 Minuten länger im Bad steht als ich, denkt Meerlady. Und hat für den Tag der männlichen Körperpflege am 3. Februar nur ein mildes Lächeln übrig. In ihrem Bad ist 365 Tage im Jahr Mannespflege ansagt.
Warum gibt es den Aktionstag „Mann-putzt-jede-Woche-das-Bad“ noch nicht? Diesen wird Meerlady gleich für den 25. Juni ausrufen. Denn das darf sie als Privatperson genauso wie jede Organisation und jedes Unternehmen. Nur, wie bekommt ihr Mann das mit?