Beim Zubereiten und Genießen von Nahrung gab es bereits in der Antike ein facettenreiches Nebeneinander verschiedener kulinarischer Welten. Welche Speisen auf den Tisch kamen und mit wem man speiste, war auch Symbol von Status und gesellschaftlicher Zugehörigkeit. Diese Ausstellung bietet vielfältige Einblicke in die Essgewohnheiten der antiken Gesellschaften am Mittelmeer.
Interessante Einblicke in die Ernährungsgewohnheiten, Kochkünste und Tischsitten der Antike bietet die Ausstellung „Mehr als Brot und Wein. Antike Speisen – Alltagskost und Tafelluxus“. Diese ist noch bis zum 31. August 2021 in den Ausstellungsräumen des Instituts für Altertumswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena zu sehen.
Was uns eher erschauern lässt, stand bei gut betuchten römischen Aristokraten auf dem Speisezettel. So zum Beispiel ein leckerer Siebenschläfer, gefüllt mit Hackfleisch und zum Nachtisch eine gebratene Haselmaus mit Honig und Mohn. Einfache Bürger und die Legionäre nahmen eher mit „Puls“ vorlieb. Diesen schlichten Getreidebrei verzehrten sie beinahe täglich.
„Viele Gerichte der Römer und Griechen finden sich bis heute in abgewandelter Form im Mittelmeerraum“, sagt Stefanie Adler, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Klassische Archäologie. Dazu zählen Eintöpfe, Fisch und Getreideprodukte, aber auch Olivenpaste und süßer Nachtisch. So ausgefallene Speisen wie Flamingozunge, gefülltes Sau-Euter oder gefüllte Seeigel werden heute nicht mehr verzehrt.
Auf dem römischen Speiseplan standen Getreide und Gemüse
Die Ausstellung zu den antiken Essgewohnheiten thematisiert neben der römischen Esskultur auch die Weinkultur der Griechen, ihre Haute Cuisine und die Bedeutung von Nahrung in der Religion. „Dabei geht es beispielsweise auch um den Ablauf eines Symposions. Das war ein Trinkgelage, bei dem der Gastgeber bestimmte, in welchem Verhältnis der Wein mit Wasser vermischt wurde“, erzählt Stefanie Adler. Den Gästen wurden auch die Gesprächsthemen vorgegeben. Musik, Tanz und Trinkspiele dienten der Unterhaltung.
Bei Haute Cuisine stehen die teils recht ausgefallenen Gerichte der Oberschicht, das edle Geschirr und die Tischsitten im Blickpunkt. Im Ausstellungsbereich Speisen für die Götter werden kultische Handlungen rund um Essen und Trinken vorgestellt. „Bevor man Wein trank, wurde den Göttern ein Trankopfer dargebracht“, erklärt Stefanie Adler.
Geopfert wurden zudem Tiere, deren Fleisch man schließlich den Armen schenkte. Für sie war es meist die einzige Gelegenheit, fleischliche Nahrung zu sich zu nehmen.
Die antiken Exponate der Ausstellung „Mehr als Brot und Wein“ stammen aus dem Phyletischen Museum und den Sammlungen der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie von der Universität Leipzig. Zudem stammen sie aus Funden im einstigen römischen Kastell Saalburg in Hessen. Die dort gefundenen Austernschalen belegen, dass die Legionäre wohl nicht immer nur Puls gegessen haben.
Rezeptebüchlein gibt Einblicke in antike Kochkünste
„Die Ausstellung nimmt Bezug zu einem museumspädagogischen Modellprojekt. Dieses hat 2019 begonnen und wurde vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung im Programm „LandKultur“ gefördert, so Stefanie Adler. Im ländlichen Raum in Thüringen waren Kinder mit ihren Großeltern eingeladen, die Speisen der Antike kennenzulernen. Sie machten sich mit den Speisen der Antike vertraut und kochten sie nach.
Eine Grundlage für diese Küchenexperimente war das Rezeptebüchlein von Marcus Gavius Apicius, einem römischen Feinschmecker, der im 1. Jahrhundert gelebt hat. Darin überliefert sind Fragmente von Rezepten, keine exakten Anleitungen. Diese geben einen interessanten Einblick in die So wissen wir dank Apicius beispielsweise, dass die Römer Schnecken mit Milch fütterten, um sie später zu verzehren. Beliebt waren auch damals schon mit Honig gesüßte Kuchen oder eine Form von Quarkbällchen.
Weiter Informationen zur Ausstellung Antike Speisen
Der Eintritt ist frei.
Adresse:
Friedrich Schiller Universität Jena
Lehrstuhl Klassische Archäologie
Fürstengraben 25
07743 Jena
Quelle: Friedrich Schiller Universität Jena